Das Klavier

Früh hat mich die Improvisation begeistert, wich ich ab vom festgelegten Stück, um mich im spontanen Gestalten zu versuchen. Da war jedoch niemand, der mich angeleitet hätte, und so wurde das autodidaktische Lernen zur Notwendigkeit, hat letztlich meine gesamte musikalische Entwicklung geprägt. Man läuft irgendwie los, verläuft sich immer wieder, findet dann aber einen eigenen Weg, um voran zu kommen. Ich bin froh, dass es bei mir so war, viel spannender, als heutzutage Jazz-Spielen gelernt wird.

Trotzdem gab es Lehrer. In erster Linie waren es die Musiker, mit denen ich gespielt habe. Als 15-Jähriger amerikanische Soldaten der 1st Armored Devision Band in Ansbach, später professionelle Kollegen, mit denen ich im Laufe der Zeit gearbeitet habe. Natürlich hatte ich auch Vorbilder, die mich beeinflusst haben, ohne dass ich jemals einen ausgeprägten Drang hatte, sie zu kopieren. Und auch die eigene Musik, wenn man sich genau zuhört, ist immer ein wichtiger Lehrer.

Piano Solo

Dieter Köhnlein soloAlleine auf der Bühne zu stehen, ist eine einzigartige Situation. Da ist nur der Flügel, das Publikum und man selbst. Der Flügel hoffentlich gut gestimmt und intoniert, in guter Stimmung hoffentlich auch das Publikum und man selbst gut disponiert. Die Freiheit, alles tun zu können, ist nirgendwo so groß wie beim Solokonzert, nirgendwo kann man so ungebunden agieren, den Moment so grenzenlos gestalten.

Aber es sind auch keine Kollegen da, die einem irgendwie zur Seite stehen, und wenn nur mit dem Hinweis:

„Heute war das Publikum aber auch wirklich seltsam.“

Die Kollegen

Quartett-mit-Volker-SchlottAustausch mit und Anregung durch andere Musiker sind eine große und lustvolle Bereicherung. Bei improvisierter Musik fordert dies enorme Spontaneität und Flexibilität. Und es fördert diese. Prägend waren für mich die Begegnungen mit so wunderbaren Kollegen wie dem Gitarristen Uwe Kropinski, den Saxophonisten Volker Schlott, Hubert Winter und Michael Session, dem Bassklarinettisten Rudi Mahall, den Kontrabassisten Rudi Engel und Henning Sieverts sowie den Schlagzeugern Matthias Rosenbauer, Ray Kaczynski, Mario Würzebesser und George Buckner.

Eine besondere Vorliebe habe ich schon immer für die kleinen Ensembles. Trio- und Quartett-Besetzungen stehen im Vordergrund, aber auch ganz viele Begegnungen im Duo, der direktesten Form der musikalischen Kommunikation.

Komponieren

Das Schreiben griffiger Stücke war mir bereits früh ein Anliegen. Dabei ist eine Komposition für mich immer Vehikel zur Improvisation, soll mich zum Improvisieren anregen und dabei möglichst eigen, gerne auch eigentümlich sein.

Große Herausforderungen sind natürlich Kompositionsaufträge. Ein Auftrag zu „Facing America“, einer Veranstaltungsreihe im Großraum Nürnberg zu 500 Jahre Entdeckung Amerikas, die Vertonung der DIN ISO 9000 für das 100-jährige Jubiläum von Siemens-Nürnberg und ein weiterer anlässlich 1250 Jahre Ansbach waren die umfangreichsten Arbeiten. Aber auch kleinere Aufträge, wie Geburtstagskompositionen, Stücke für Telefonanlagen oder für eine Rundfunkwerbung habe ich immer gerne umgesetzt. Alles natürlich in meiner musikalischen Sprache.

Auslandskonzerte

Dieter-Koehnlein-Madrid-Jazz-FestivalIm Ausland, auf einem anderen Kontinent, aufzutreten ist ein ganz besonderer Kick. Im Auftrag des Goethe-Instituts, des Auswärtigen Amtes, der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, des Bezirks Mittelfranken und der Stadt Nürnberg habe ich im Laufe der Jahre in 28 Staaten auf vier Kontinenten gespielt. Die Frage „Wie reagiert das Publikum auf meine Musik?“ stellt sich hier verstärkt, denn ich spiele eben keine Standards, deren Themen der Hörer schnell erkennt und innerlich mitsummt, sondern eigene Kompositionen. Diese Spannung zu erleben (und manchmal auch die Anspannung auszuhalten), sind Anreiz und höchstes Glücksgefühl.

CDs

Ein Musikerkollege meinte einmal: Es gibt genügend schlechte Platten, da muss man nicht noch eine hinzufügen.

Es soll schon ein wirkliches Bedürfnis bestehen, eine neue Produktion zu machen. Neues Material muss es geben, die alten Stücke dürfen nicht in fast gleicher Weise nochmal aufgenommen werden. Da sollte sich etwas entwickelt haben seit der letzten Veröffentlichung, zumindest aber ein unabdingbarer Drang da sein, sich aufs Neue musikalisch mitteilen zu wollen. Ich denke, das war bei mir immer so.